Sonntag, 22. September 2013

Wie die Tage ihren Lauf nahmen

Nun sind schon wieder ueber 2 Wochen seit dem letzten Post vergangen und ich dachte, es wird mal wieder Zeit fuer einen neuen Eintrag.
Es fuehlt sich an, als waere ich erst seit 2 Wochen hier und doch ist soviel Neues geschehen.
An einem Wochenende sind wir spontan nach Salto zu den Thermas gefahren. Die zwei Tage war ich praktisch die ganze Zeit im Wasser und habe es genossen. Ich habe durch meine Eltern gemerkt, dass die Uruguayos total stolz auf die Thermas sind. Soweit meine Spanischkenntnisse reichen, habe ich verstanden, dass das Wasser tief aus der Erde kommt und deshalb auch so warm ist. Die Temperatur war mir persoenlich etwas zu hoch, aber es tat gut, mal wieder ein paar Schwimmzuege zu ziehen, denn das habe ich echt vermisst.
Am letzten Tag habe ich noch ein bisschen was von Salto gesehen und die Stadt ist sehr schoen. Abends waren wir noch essen. Leider hatte ich an diesem Wochenende das erste Mal so richtig Heimweh, was mir total leid tat, weil sich meine Eltern so viel Muehe gegeben hatten.
Ich glaube, dass es auch ein bisschen am Kulturschock lag. Ich vermisste meine Stadt, mein Haus, die langen Abende mit meinen Freunden draussen, einfach mal reden und genau sagen zu koennen, was man fuehlt, in die Stadt fahren und genau das kaufen, was man will, die Fototage mit meiner Schwester, richtiges Trinkwasser, mal was zu sagen, ohne, dass es die ganze Stadt danach weiss, einen grossen Supermarkt, mich mit meiner Familie zu streiten, die wuetende Stimme meiner Mutter, die mir sagt, dass ich mal wieder mein Zimmer aufraeumen muss, Wiener Schnitzel, die Pausen in der Schule mit meinen Freunden und auch, wenn ich es niemals gedacht haette, meine Lehrer und dass ich wusste, mit wem man reden konnte und wie der Unterricht ablaufen wuerde.
Ein paar von euch werden nun vielleicht denken, dass es mir hier nicht so gut geht, aber das ist ueberhaupt nicht der Fall. Bevor ich entschied, das ATJ zu machen, wusste ich, dass es Tiefpunkte geben wird, allerdings muss es die auch geben um danach noch gluecklicher zu sein. Die Tiefpunkte sind auch meistens die Phasen, an denen man waechst. Es ist nicht immer einfach hier, aber nach jedem Tief kommt auch ein Hoch (wie es uns immer auf der VBT gesagt wurde). Soviel zu dieser Phase hier, die zu einem ATJ dazu gehoert. Aber alles in allem: Es war nur eine Phase, nun bin ich wieder gluecklich und das Heimweh ist verflogen.
Was ist noch Neues passiert? Die letzen Wochenenden war ich, wie ich zugeben muss, eigentlich nur feiern und in der Disko. Die Tage habe ich geschlafen, weil der fehlende Schlaf in der Nacht ja nachgeholt werden musste. Achja, ich war uebrigens auch auf einem fuenfzehnten Geburtstag eingeladen. Das wird hier super gross gefeiert, allerdings nur bei den Maedchen. Ich weiss nicht, wie man es beschreiben soll, aber es ist so ziemlich eine Hochzeit, Konfirmation, Taufe und alle Geburtstage zusammen. Alle Leute waren herausgeputzt und hatten die schoensten Kleider und Anzuege an (sogar kleine Jungen trugen eine Krawatte). Als ich reinkam, war es echt der Hammer. Es waren ueber 200 Leute da und es gab Kameras, die alles filmten, ueber 30 Diener (und das ist nicht uebertrieben!), die mit Tabletts rumrannten und fuer schmackhaftes Essen sorgten, einen DJ, eine Bar, eine Garderobe, eine Band, ueberall Kissen und Trinkbecher mit der Namensaufschrift des Geburtstagskindes (Romina). Dieses war uebrigens ganz traditionell in ein wunderschoenes weisses Brautkleid gekleidet. Fast eine Stunde wurden Fotos geschossen, es gab Taenze, in denen Romina immer wieder anderen Menschen uebergeben wurde und es gab mehrere richtig professionelle Filme und eine Diashow ueber sie. Das Highlight war, dass in dem Film kurz das Lied Easy vom deutschen Saenger Cro angespielt wurde! Es war alles so unglaublich riesig und ich wollte meinen Augen nicht glauben, als ich sah, dass ueber der Tanzflaeche noch eine Etage mit noch mehr Leuten existierte. Nunja, irgendwann ging die Party dann richtig los und dazu muss ich ja nicht mehr zu sagen, da ihr wisst, wie die Latinos feiern koennen. Ich hatte praktisch keine Chance, mich hinzusetzen, weil ich immer wieder zum tanzen aufgefordert wurde. Als ich dann dochmal eine Gelegenheit fand und mich ausruhte, rief der DJ durch das Mikrofon meinen Namen und forderte mich zum tanzen auf, weil er wissen wollte, wie die Deutschen tanzen. Das war mir wirklich super peinlich, denn natuerlich musste ich dann auch tanzen und mir sahen 100 Leute zu. Den Rest des Abends war es mir dann nicht mehr moeglich, mich zu setzen, weil der DJ so ziemlich alle Bewegungen kommentierte, die ich machte. Ein richtig krasses Gefuehl war es dann, als ich aus dem Gebaeude ging und ploetzlich alle meinen Namen riefen und ich ganz schnell ins Auto steigen musste. Um halb zehn morgens kam ich dann nach Hause und habe fast den ganzen Tag geschlafen.
Am Morgen (ok, eher Mittag, es war so gegen vier Uhr) kam aus meinem Zimmer und setzte mich an den Kuechentisch und mein Vater zaehlte die Namen der Jungen auf, mit denen ich am Abend getanzt hatte. Er wusste genau, wie lange, wo, wann und mit wem ich geredet hatte und nicht nur er wusste das. Das hat mich echt geschockt, aber ich habe das Gefuehl, das ist hier einfach so.
Ich liebe hier einfach die Freundlichkeit der Menschen. Jedes Mal, wenn ich neue Leute kennenlerne, werden mir tausende Komplimente zugeworfen. Ich werde mit nem wahnsinnig grossen Ego wieder nach DE kommen, glaube ich.
Letzdens habe ich die Mutter einen neuen Freundin kennengelernt und diese meinte, dass ich wunderschoen sei. Mein Vater kommentierte das laessig mit den Worten: Natuerlich, ist ja auch meine Tochter!
Was ist noch passiert? Ich habe mit Tanzen angefangen, was echt richtig viel Spass macht, aber auch super schwer ist. Die Maedels dort machen nur Mist und Witze zwischen den Taenzen! Die Tanzlehrerin knutschte mich erstmal ab, bevor ich ueberhaupt tanzen konnte. Es ist total lustig, da ich mich beim tanzen im Spiegel sehen kann. Und wenn man sich beim tanzen im Vergleich zu den Latinas sieht, muss man einfach lachen. Um es einfach und umgangssprachlich zu sagen: Es sieht total scheisse aus, haha. Aber mir gefaellt es und nun habe ich viermal in der Woche tanzen und noch dazu mache ich bei einer Choreografie fuer ein Fruehlingsfest mit, so dass ich dafuer noch sechsmal die Woche Training habe. Volles Programm also.
Apropos Fruehling: Es ist September und Fruehlingsanfang. Ein paar Tage war es schon ueber 30 Grad und es fuelt sich so an wie 45 Grad. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Sommer ueberstehen soll!!
Vorgestern wollte meine Mutter, dass ich was deutsches koche. Gesagt, getan. Dachte ich zumindest. Da, wie die meisten von euch wissen, ich jetzt nicht so der Kochprofi bin, habe ich es total verhauen. Zu meiner Verteidung muss ich aber auch sagen, dass es ein schweres Rezept war: Pfannkuchen, haha. Schon nach dem Mixen sah der Teig richtig eklig aus und als ich dann versuchte, sie zu braten, vergass ich, dass die Hitze zu stark war. Nach dem Kochen stank die Kueche nach Gas, weil ich mit dem Herd nicht klar kam, die meisten Pfannkuchen waren schwarz und die, die nicht schwarz waren, schmeckten nicht ganz so toll, um es freundlich auszudruecken. Noch dazu vergass ich Apfelmus zu kaufen und so assen wir sie zum Schluss mit Dulce de Leche ( wenn man ganz viel drauf tat, konnte man sogar nicht mehr die ekligen Pfannkuchen schmecken, haha). Nunja, der Ruf der deutschen Kueche ist nun in meiner Familie versaut, glaube ich, haha! Aber die machte sich ueber mich lustig und es wurden Fotos von der (haesslichen) Teigbruehe geschossen. Soviel zu meinen (nichtvorhandenen) Kochkuensten.
Die letzten Wochen hatte ich praktisch keine Schule, weil die meisten Schueler keine Lust hatten und an einem Tag sagten mir meine Eltern, dass wenn es am naechsten Tag Regen gaebe, ich nicht zur Schule muesste. Ich muss aber sagen, dass ich die Schule liebe, weil ich da immer mit allen netten Leuten zusammen bin und bis jetzt eigentlich immer gehe, ausser zu Chemie, was wirklich unendlich langweilig ist.
Ich habe das Gefuehl, dass ich zur Zeit unheimlich viel ueber die Kultur lerne. Wenn man irgendwo hin faehrt, wird nicht der schnellste Weg gefahren: Zurerst geht es vorbei an den schoensten Plaetzen der Stadt, an der Kueste und das ist wirklich schoen, wenn die Musik laut aufgedreht ist, man Mate in der Hand hat und der Wind durch das Fenster weht. Und das wird eigentlich jeden Tag gemacht. Noch etwas Besonderes hier ist: Man teilt alles. Ich finde, meine Schwester sollte mal herkommen, da koennte sie nochmal was lernen, ne Carina? Haha!! Wenn jemand etwas zu trinken kauft, wird die Flasche wie selbstverstaendlich einmal allen Freunden gegeben und jeder trinkt ein bisschen. Wenn man Tee macht, fuellt man diesen in einen grossen Trug mit einem "Matestrohhalm" anstatt in mehrere Tassen und reicht ihn allen. Wenn man Suessigkeiten kauft, kann man ausgehen, dass 2/3 davon an die Freunde geht. Das macht echt etwas aus, denn so ist es viel freundlicher und schoener, wenn man wirklich alles teilt.
Ausserdem bin ich immer noch begeistert von dem Tagesrhuthmus. Ich stehe um 13 Uhr auf (ausser am Mo, Mi und Freitag, weil ich Spanischunterricht habe), esse warmes Fruehstuck, nach der Schule esse ich Merienda (das typische zweite Fruehstueck - Fruehstueck, um 18 Uhr) und das letzte Mal am Tag esse ich so gegen halb zwoelf warm und gehe gegen halb zwei schlafen.
Da ich im Moment ziemlich viel ueber die Kultur lerne, trete ich auch so ziemlich in alle Fettnaepfchen, die es gibt. Da dauert es einfach ein bisschen bis die Leute mich verstehen und umgekehrt genauso. Aber danach wird gelacht und gerufen: Ahhhh, la alemana (die Deutsche)! Das hoere ich hier uebrigens auch oefter.
Der Trouble um mich hat immer noch nicht nachgelassen. Am einem Tag stand ploetzlich ne Gruppe Jugendlicher um 3 Uhr nachts vor dem Fenster meiner Eltern und hat ans Fenster geklopft und meinen Namen gebruellt. Meine Eltern fanden das total lustig, ich eher weniger, da ich hier immer total muede bin.
Mit dem Trouble kommen nun aber auch noch wahnsinnige Geruechte ueber mich. Es ist eben eine Kleinstadt. Meine Schwester erzaehlt mir immer wieder spannende neue Dinge ueber mich, die ich selbst noch nicht wusste: Ich bin total ungluecklich hier, habe nur Streit mit meiner Schwester, werde bald ausziehen und in die Familie meiner Freundin wechseln oder zurueck nach DE gehen. Wenn ich etwas Merkwuerdiges sage, weiss es die ganze Stadt und daran muss ich mich nun wirklich noch gewoehnen, aber das wird schon noch!
Eine fleissige Leserin hat mich gefragt, was mein rollendes R macht: Nichts. So ziemlich alle Leute versuchen es mir beizubringen und es ist DIE Sensation, weil hier alle Leute das R rollen koennen. Meine Freunde finden es besonders lustig, wenn ich einen Zungenbrecher mit dem R sage. Keine Ahnung, wie oft ich das schon sagen musste, denn jedes Mal, wenn ich neue Leute kennenlerne und meine Freunde dabei sind, muessen sie mein R praesentieren. Wenn sie mich aergern wollen, rollen sie ein paar Sekunden das R, weil sie mein Gesicht so lustig finden, wenn ich es versuche. Naja, alles in allem: Nein, ich kann es (noch) nicht rollen und es verreckt jedes Mal.
Nunja, ich denke, ich mache fuer heute Schluss. Mein Bruder  ist gerade aufgewacht und fragt mich, ob es in Deutschland auch Hunde gibt und ich weiss, dass das heute nicht seine erste Frage sein wird. Ich werde mich nun seinen (witzigen Fragen) widmen. Gestern hat er mich gefragt, ob es Dinosaurier in DE gibt!!
Besos y un abrazo (Kuesse und eine Umarmung)
Anni





Mit den Freunden meiner Schwester vor dem 15.Geburtstag: Laura, ich, Lucila & Ines

Guckt mal, was ich hier im Supermarkt gefunden habe! 





Keine Ahnung, was mein Vater da macht (er meinte, er tanzt elegant)


meine Mutter

Papa und Alejo


Fragt mich nicht, was ich da gerade veranstalte :D



Der Sonnenuntergang ist hier der Hammer! Es sieht in der Realitaet so aus, als wuerde der Himmel gluehen!


meine Schule

der Platz vor meiner Schule (Plaza Constucion)

Das Haus, das mein Vater sich gekauft hat. Habe noch nicht ganz verstanden, warum, aber er ist felsenfest ueberzeugt, dass er damit viel einnimmt! :D

ohne Worte - meine Mutter

Plaza Constucion

mein Vater wollte, dass ich das fotografiere, hab nicht verstanden warum :D

Freitag, 6. September 2013

Wie langsam der Alltag einkehrt

Fast 3 Wochen soll ich jetzt schon hier sein? Niemals!! Die sind so unglaublich schnell vergangen und ich kann gar nicht sagen, was ich die ganze Zeit gemacht habe.
Ich bitte euch wirklich, mir Fragen zu stellen. Ich habe bis jetzt nur eine einzige Frage bekommen und das Schreiben faellt mir wesentlich leichter, wenn ich weiss, was euch interessiert. 
Na gut, ich hatte das Glueck, nach dem Festival krank zu werden und so blieb ich dann 2 Tage zu Haus. Ich aergerte mich tierisch darueber, weil ich unbedingt die Leute wiedersehen wollte, aber als ich den Tee hier zum ersten Mal probierte, beschloss ich oefter mal krank zu werden. Noch dazu kamen staendig Leute rein, die nach meinem Wohlbefinden fragten und mich kuessten. Ich muss schon sagen, dass es eigentlich ganz gut tat, einfach mal im Bett zu liegen und zu schlafen, denn das habe ich hier in letzter Zeit wirklich wenig tun koennen. Kaum war ich einen Tag nicht in der Schule, schaute auch mal meine Betreuerin von YFU vorbei und redete mit mir. Nach zahlreichen fetten Umarmungen verabschiedete sie sich und am naechsten Tag fuhren Papá, Vale und ich zum Arzt, da sie wirklich sicher gehen wollte, dass es nichts Schlimmes ist. (Ich hatte nur ne Erkaeltung). Ich hatte noch nie einen so witzigen Arztbesuch. Im Arztzimmer schaute sich Papá erst mal genauer um und probierte alle moeglichen Geraete selbst aus. Ausserdem musste ich mir die laengsten Spritzen angucken, denn mein Gesicht dabei fand er besonders lustig. Achja, ein Foto von mir in der Kabine auf der Liege, existiert natuerlich auch. 
Noch immer bin ich ueberwaeltigt von der Freundlichkeit der Uruguayos. Als ich mich letztens auf einen Stuhl neben meinem Papá setzen wollte, wurde der erstmal zu ihm gezogen und ein Arm darum gelegt, bevor ich mich ueberhaupt setzen konnte. Noch dazu war ich mit meiner Mamá im Supermarkt. Ich traf dort eine Frau (meine Má kannte sie irgendwie aus Argentinien), die Englisch sprechen konnte und ehe ich mich versah, hatte ich auch schon ihre Nummer im Handy eingespeichert und eine Einladung zum Teetrinken noch dabei. 
Der Trouble um mich hat uebrigens noch nicht aufgehoert, was ich nicht gedacht haette. Spaetestens als ich vor der Schule die Treppen uebersehen habe, kennen nun wirklich alle Leute meinen Namen.
In den Unterricht kommen immer wieder Jungen, die sich vor mich stellen und versuchen etwas auf Englisch zu sagen. Meistens kommt aber nur ein YES raus, weil sie nichts anderes koennen, haha! Heute bin ich ueber den Plaza gegangen und eine Menschenmenge fragte nach meinem Namen, mir wird hinterhergerufen und gepfiffen. Wenn ich mich hinsetze, sind die Plaetze neben mir in weniger als 10 Sekunden besetzt und ausserdem ist ein Junge DER King, wenn er sich traut, kurz den Arm um mich zu legen. 
Ich nehme das aber alles mit Humor, und alle anderen auch, von daher komme ich damit klar, auch, wenn ich mich erstmal daran gewoehnen musste. 
Mit dem Spanisch laeuft es im Moment extrem gut. Ich verstehe jetzt wirklich viel, nur mich stoert, dass ich eben noch nicht ausreichend antworten kann. Schwer ist uebrigens auch, dass ich nun teilweise der Klasse im Englischunterricht einen Text auf Spanisch uebersetzen muss. Da ist man echt verwirrt. 
Letztes Wochenende war schoenes Wetter, also sind wir zum Strandhaus in El Balneario gefahren. Das war wirklich wunderschoen, denn es ist direkt an der Kueste vom Rio Uruguay und der ist fast wie das Meer. Ich freue mich schon auf dem Sommer, wenn wir uns am Strand sonnen koennen. Apropos sonnen: Schon an diesem Wochenende kaufte mein Pá extra fuer mich Sonnencreme mit LSF 50, weil er so Angst hat, dass ich einen Sonnenbrand bekomme, haha. Zur Info: Es war Fruehlingswetter und keine pralle Sonne!
Vale und Alejo waren im Wasser, was mir aber wirklich viiiiiiel zu kalt war!
Am Sonntag war ich vormittags mit Alejo auf einem Spielplatz und dort waren 5 Huepfburgen aufgebaut (das ist hier sonntags wohl immer so). Der Sonntag hier ist sowieso ganz anders als bei uns in DE. Am Abend gingen wir zur Kueste und dort sassen wirklich ALLE Jugendliche aus Dolores. Das war wirklich cool, denn mit Musik, Mate und Freunden laesst es sich hier wirlich gut aushalten ;)
Bei Unterschieden ist mir nur noch aufgefallen, dass Schlafzimmer wirklich NUR zum Schlafen da ist. Das heisst, dass man sich sonst nur im Wohnzimmer aufhaelt. Ausserdem schminken sich die Maedchen hier nicht, was mir doch sehr entgegen kommt. In der Schule habe ich noch kein einziges geschminktes Maedchen gesehen und in meiner Zeit hier habe ich mich nur einmal geschminkt und das war auf einer Party.
Zu meiner Gefuehlslage: Sie ist wirklich schwer zu beschreiben. Manche Tage sind wirklich bombastisch, aber dafuer gibt es auch Tage, wo ich meine Familie und Freunde vermisse. Gestern zB war der erste Schultag in DE und da habe ich besonders viel an sie gedacht. Heimweh wuerde ich das nicht nennen, ich habe eher Sehnsucht. Aber das ist nur an manchen Tagen der Fall, denkt also nciht, dass ich das Leben hier nicht liebe. Ich bin uebrigens am Ueberlegen, ob ich Facebook deaktiviere, weil mir auffaellt, dass ich doch ziemlich viel mit meinen Freunden aus DE schreibe. Falls ihr mich also nicht mehr findet, wisst ihr Bescheid! 
Was hier noch passiert ist: Irgendwie haben in Montevideo viele Schulen gestreikt und deshalb hat die Regierung die Fruehlingsferienwoche gestrichen, da soviel Unterricht ausgefallen ist. Das wiederrum gibt den Uruguayos wieder einen Grund zum Aufregen und deshalb wurde hier in Dolores zum ersten Mal demonstriert, was sich als echt lustig heraus stellte. Alle Schueler gingen einfach nicht zur Schule, stattdessen sassen wir auf dem Platz vor der Schule und redeten. Plakate wurden auch improvisiert und als Jungen mit Trommeln um die Ecke kamen, wurde gejubelt. Mit Trommeln, Gesang, Getanze, Silversterboellern und einer Farbbombe wurde also den ganzen Tag demonstriert.
Meine Schwester ist das perfekte Beispiel fuer eine Lateinamerikanerin: Gestern hatte die Grossmutter Geburtstag und um das Geschenk wurde es sich total fruehzeitig gekuemmert  (5 Minuten davor rannten wir noch schnell zu einem Laden, wo man Fotos ausdrucken konnte). 
Ich soll uebrigens einen normalen Schultag hier beschreiben, also tue ich das einfach mal:
Also um 13:25 gehe ich mit einer Freundin die drei Bloecke zur Schule und 5 Minuten spaeter beginnt auch schon der Unterricht. Zwischen den einzelnen Stunden gibt es immer 5 oder 10 Minutenpausen (das habe ich noch nicht wirklich durchschaut) und dann geht man auf den Plaza Constitución und dort gibt es viele Baenke. Wenn nicht grad was ausfaellt, geht das Ganze bis ca 18 Uhr, aber ich hatte hier noch keinen einzigen Tag mehr als 6 Stunden, weil immer verschiedene Lehrer nicht gekommen sind. In den Unterrichtsstunden verhalten sich die Schueler ziemlich anders. Es stoert nicht, wenn man einfach so aufsteht und was anderes macht. Die Schueler melden sich nicht. Der Lehrer stellt meistens Fragen, auf die man nur mit Ja oder Nein antworten kann, und das tuen alle dann im Chor. Ausserdem wird hier richtig oft diktiert und wir muessen dann mitschreiben. Wie ich schon beschrieben habe, sind hier private Gespraeche mitten im Unterricht ganz normal ( vorgestern kam die Direktorin auf mich zu und hat mich einfach gefragt, ob mir die Jungen hier gefallen, haha). Das Lernniveau ist hier wirklich ziemlich niedrig, wie ich zugeben muss. Ich lerne nicht sooo viel und Hausaufgaben gibt es auch kaum. Mir ist aufgefallen, dass man hier keine Hefte hat, sondern nur einen Collegeblock. Der ist allerdings nicht mit dem deutschen Collegeblock zu vergleichen, weil er extrem ordentlich gefuehrt wird. Man schreibt mit dem Bleistift, was ungewohnt ist.
So, das war jetzt so ziemlich das Meiste, was ich euch erzaehlen kann. So langsam kehrt hier der Alltag ein und ich gewoehne mich immer mehr an das Leben hier.
Ich melde mich dann wieder! Besos